Datum: Dienstag, 16. Dezember 2014, 15.30-22.30 Uhr
Die Konferenz thematisierte Antisemitismus und Holocaustwahrnehmungen in verschiedenen „muslimischen“ und national-staatlichen Kontexten und diskutierte mögliche beidseitige „Diskurstransfers“ zwischen Europa und den arabischen Ländern, der Türkei und Marokko. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Genese und aktuellen Formen seit dem „arabischen Frühling“, Erdoğan in der Türkei, mit besonderem Fokus auf die Zeit des letzten „Gaza-Kriegs“. Die Konferenz verdeutlichte die sich verschärfende Brisanz und Aktualität der Problematik und die jeweils unterschiedliche, aber weite Verbreitung von Antisemitismus, Holocaust-Verharmlosung bzw. –Leugnung in arabisch-sprachigen Ländern, Marokko, der Türkei sowie unter “Muslim_innen” in Europa. Zudem ging die Veranstaltung auf verschiedene Akteur_innen ein, die sich gegen Antisemitismus in ihren jeweiligen Ländern einsetzen. Die Schwierigkeiten, auf die solche Initiativen stoßen, verdeutlichten neue Problemlagen, die meist in einer europäischen Betrachtungsweise vernachlässigt werden.
Während der Konferenz wurde auch das Buch “Umstrittene Vergangenheit. Ansichten zum Holocaust unter Muslimen im internationalen Vergleich” (Hgs. Jikeli, Stoller, Allouche-Benayoun) vorgestellt.[:] Der Band fragt danach, wie Musliminnen und Muslime als scheinbar »Unbeteiligte« zum Holocaust stehen. Behandelt werden unter anderem die Teilnahme von Muslimen am Holocaustgedenken, die Wahrnehmung der Schoah im arabischen und türkischen Raum sowie unter muslimischen Jugendlichen und die wachsende Verwendung antisemitischer Parolen. Die Einstellungen von Muslimen zum Holocaust reichen von Mitgefühl und Anteilnahme über Gleichgültigkeit und die Frage »Was hat das mit uns zu tun?« bis zu Verharmlosung oder Leugnung. Wichtig ist, so das Fazit, in der schulischen und außerschulischen Bildung umfassend über die Geschichte aufzuklären und dabei Perspektiven von Migrantinnen und Migranten stärker zu berücksichtigen. Die Übersetzung des Buches wurde durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft gefördert.
Die Konferenz fand in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung statt und wurde im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus sowie der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft unterstützt.
Konferenz
Ort: Amadeu-Antonio-Stiftung, Linienstr. 139, 10115 Berlin
Veranstaltet durch das Internationale Institut für Bildung, Sozial- und Antisemitismusforschung (IIBSA)
In Kooperation mit der Amadeu-Antonio-Stiftung
Gefördert im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus 2014
Mit freundlicher Unterstützung durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft
Programm
15.30-16.00
Arrival/Registration
16.00-17.30
Welcome and Opening Remarks
Kim Robin Stoller; Dr. Günther Jikeli, International Institute for Education and Research on Antisemitism (IIBSA)
Antisemitism, Jihad and the Silence of the West
Dr. Charles Asher Small, Director Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy (ISGAP); Koret Distinguished Scholar at the Hoover Institution, Stanford University
Book Presentation: “Umstrittene Vergangenheit. Ansichten zum Holocaust unter Muslimen im internationalen Vergleich”
(English edtition: “Perceptions of the Holocaust in Europe and Muslim Communities. Sources, Comparisons and Educational Challenges”)
Kim Robin Stoller; Dr. Günther Jikeli, IIBSA
18.00-19.30
Antisemitism in Arab countries: Israel, Antisemitism and the “Arab Spring”
Dr. Esther Webman, Head of the Zeev Vered Desk for the Study of Tolerance and Intolerance in the Middle East; Senior Research Fellow Dayan Center & Stephen Roth Institute, Tel Aviv University
Antisemitism and Initiatives to confront Antisemitism in Morocco
Kim Robin Stoller, IIBSA
20.00-21.30
Antisemitism in Turkey
Dr. Corry Guttstadt, Independent Researcher, currently Fellow at Yad Vashem (Jerusalem)
Antisemitism among “Muslims” in Europe
Dr. Günther Jikeli, IIBSA
21.30-22.30
Informal meeting with Wine and Cheese